Interessant, informativ, unterhaltsam und kurzweilig - mit diesen Worten könnte man den Neujahrsempfang des Gewerbevereins Lahnau e. V. zusammenfassen. Ca. 40 Gäste aus Politik und Wirtschaft waren der Einladung des Vorsitzenden Wilhelm Drescher gefolgt. Dieser begrüßte die Gäste im ansprechend dekorierten kleinen Saal des Bürgerhauses Atzbach und stimmte auf das Thema "Politik trifft Wirtschaft - Digital ins Jahr 2018" ein. Darin schilderte er die immer schneller voranschreitende Entwicklung der Digitalisierung mit ihren positiven aber auch negativen Aspekten.
Der zweite Vorsitzende Dirk Jakob führte anschließend durch das Programm und las aus aktuellem Anlass die wichtigsten "Google"-Suchbegriffe zum Thema Koalitionsvertrag vor: das Wort "Digitalisierung" landete dabei auf Platz 8 - was die Relevanz dieses Themas zusätzlich betonte. Die Bundestagsabgeordnete Dagmar Schmidt schilderte in ihren Grußworten die digitalen Lücken, die es noch zu schließen gilt und erzählte unter anderem von mangelnden Kommunikationswegen bei Fahrten mit der Bahn, die ein Arbeiten während der Fahrt erschwert. Mitglied des Bundestages Hans Jürgen Irmer sieht die Digitalisierung zwar positiv, er äußerte aber auch Sorge, dass der Mensch auf der Strecke bleibt. So beispielsweise, wenn das Personal in den Einkaufsläden wegfällt - und tatsächlich gibt es hierzu Pilotprojekte.
Landrat Wolfgang Schuster legte den Fokus auf die Ausbildung des Handwerks und die enormen Schwierigkeiten, mit denen diese Branche zu kämpfen hat. Während ca. 25% der jungen Menschen im Lahn-Dill-Kreis Abitur machen, sind es doch ca. 40% in Lahnau. Genau gespiegelt stellen sich die Zahlen für den Hauptschulabschluss dar. Das Problem hierbei: Es mangelt den Handwerks-Unternehmen an begeisterten Auszubildenden, und das, obwohl der Beruf des Handwerks immer digitaler wird. Doch er schloss mit den Worten: "Wir haben die Industrie 1.0 und 2.0 geschafft, da schaffen wir auch Industrie 4.0."
Christian Walendsius vertat als 1. Beigeordneter die Bürgermeisterin, die aus gesundheitlichen Gründen den Termin kurzfristig absagen musste. Er betonte den attraktiven Standort Lahnau und gab Sicherheit, die künftigen Herausforderungen gemeinsam mit den Gewerbetreibenden zu meistern. Kreishandwerksmeister Ralf Jeschke betonte, dass das Handwerk sich auf einem wirtschaftlichen Erfolgskurs befindet. Besorgniserregend sei jedoch der Fachkräftemangel und die großen Nachwuchssorgen in den Handwerksbetrieben. Daher ist ein regelrechtes Umwerben des Nachwuchses notwendig geworden.
Auch Christian Bernhardt von der IHK Lahn-Dill bestätigte einen Höhenflug der Wirtschaft mit den neuesten Zahlen des Geschäftsklimaindexes und erwähnte den geplanten Fachkräfteaufbau der Unternehmen. Die sinkende Zahl an geeigneten Auszubildenden konkurriert jedoch mit der steigenden Anzahl von Studierenden. Sein Motto: "Eine gute Ausbildung steht einem späteren Studium nicht im Wege - jedoch wird es anders herum schwierig." Eine solide Ausbildung öffnet viele Wege - dies gilt es in den Fokus zu rücken, was nicht leicht sei bei dem medialen Einfluss, dem die Jugendlichen heute ausgesetzt sind - Stichwort: YouTuber als Berufswunsch.
Abschließend informierte Lutz Klein der Lahnauer Firma OCS GmbH über die künftigen europäischen DSGVO-Richtlinien (DatenSchutzGrundVerOrdnung). Diese regelt eine besondere Sorgfaltspflicht gegenüber Mitarbeiter und Kunden. Kurzweilig und humorvoll referierte er gekonnt und fachlich versiert zu diesem Thema und beantwortete Fragen der anwesenden Gewerbevereins-Mitglieder.
Auf unserer Website erhalten Sie hier weitere Informationen zum Thema DSGVO.
Zwischen den einzelnen Redevorträgen erheiterte der Atzbacher Musiker Burkhard Ott (bekannt von der Gruppe "Kork") mit Gesang und Gitarre die Gäste und lud zum Mitsingen ein. Seine Lieder sind aus dem Dorfleben gegriffen und so manch einer erkennt sich durchaus wieder bei Liedern wie "Samstochs werd die Struas gekiert". Für ihn sei "Mundart wie Politik. Ich kann sie verstehen - aber nicht begreifen".
Natürlich gab es auch genügend Zeit um sich auszutauschen, Frage zu stellen und Sorgen zu äußern - gegenüber den Rednern als auch den Lahnauer Fraktionen , die ebenfalls der Einladung des Gewerbevereins gefolgt waren. Die Veranstalter vom Gewerbeverein zeigten sich begeistert über die zwanglose und hochwertige Veranstaltung. So soll der Neujahrsempfang auch im nächsten Jahr wieder ein Treffpunkt für Politik und Wirtschaft werden.
Vielen Dank für die Bilder an Yvonne Röder!